Jetzt gehst Du auf die hundert zu. Wer hätte das gedacht?
Genau genommen ist’s noch hin – doch wär das nicht gelacht,
wenn einer, der so redlich war,
die nächsten vierzig, fünfzig Jahr
nicht auch noch locker macht?
—
Wenn erst die Kinder Kinder kriegen
und dann die Enkel Eltern sind,
dann spürst Du, wie die Jahre fliegen.
Genieß die Zeit! Sie rennt geschwind!
—
Wer hat nicht alles gratuliert?
Der Hinz, der Kunz, der Klaus.
Sogar Deine Frisörin sprach:
Du sähst viel jünger aus.
Du selber aber hast gemerkt,
das manches schwer geworden.
Da hilft auch nicht der Sportverein
mit seinem Altersorden.
Doch altes Eisen bist Du nicht!
Komm raus aus Deiner Ecke!
Von heut an bist Du Ehrensack
im Club der alten Säcke.
—
Nie hättest Du geglaubt,
wie schnell die Zeit vergeht.
Einst hast du nur gelacht,
wie rasch die Uhr sich dreht.
Gelebt hast Du, geschuftet
und vieles aufgebaut.
Die Ruheständler aber
hast du mit Neid beschaut.
Jetzt, da du selbst gealtert
gehörest Du zur Stunde
verdient und selig lachend
in diese heitre Runde.
—
Erst haben sich dich Sohn genannt,
dann nannten sich dich Vater.
Dann kam der Opa noch dazu –
und dann der große Kater.
Wo sind die Frühlingstage,
der frische Wind geblieben?
Bedenke doch: wir haben Dich
noch längst nicht abgeschrieben!
—
Ein Fältchen hier, ein Fältchen da –
du lachst nur und entspannst dich.
Jetzt, da die Rente greifbar nah,
jetzt, da der Herbst so wunderbar –
wer wär da noch gern zwanzig?
—
Sie sagt: du alter Knochen.
Das war doch lieb gemeint.
Am Abend wird kochen.
Ihr seid schon lang vereint.
Du sagst: Komm her mein Liebchen.
So, wie es immer war.
Ihr habt euch lang geliebet,
s‘ sind fast schon vierzig Jahr.
Die Bäume, die ihr pflegtet,
sie tragen reiche Frucht.
Ein reicher Kindersegen
der Euch so gern besucht.
Auch diesem Ehrenfeste
wird folgen manches Jahr.
Den Weg geht Ihr zusammen
so wie es immer war.